CO2 abscheiden und lagern
Der Klimawandel bleibt eine der grossen Herausforderungen unserer Zeit. Nach dem Nein der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zum revidierten CO2-Gesetz sind Massnahmen dringlich, die helfen, die CO2-Bilanz der Schweiz und die Erreichung der Klimaziele zu verbessern. Eine Möglichkeit, das «Carbon Capture and Storage» – Verfahren, ist die direkte Abscheidung von CO2 beispielsweise in einer KVA sowie dessen anschliessende Nutzung und Lagerung. Während gemäss aktueller Studien die direkte Nutzung noch nicht wirtschaftlich ist, gilt die endgültige Lagerung des CO2 als zielgerichteter. Dabei wird das CO2 am Ursprungsort abgeschieden, verflüssigt und über eine Pipeline oder in sicheren Behältern mit der Bahn oder Frachtschiffen an den Lagerungsort transportiert. Das verflüssigte CO2 wird dort in 800 bis 3'000 Meter tiefe Schichten, z.B. in leeren Gasfeldern, eingespeist. Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende löst es sich im Salzwasser des Speichergesteins auf oder wird durch chemische Reaktionen in Mineralien umgewandelt.
Ob die Geologie der Schweiz eine unterirdische Speicherung in der notwendigen Grössenordnung über mehrere Jahrzehnte zulässt, ist unsicher. Deshalb wird eine europäische Lösung mit Partnerländern wie z.B. Norwegen angestrebt.
Pilotprojekt mit KVA Linth
In Linth, wo ebenfalls ein KVA-Teilneubau stattfindet, läuft derzeit ein Pilotprojekt, das prüfen soll, ob und wie sich das CCS-Verfahren in Schweizer KVA sinnvoll anwenden lässt. Die kenova Zuchwil ist über den KVA-Verband VBSA an dieser Machbarkeitsstudie beteiligt. Während sich die KVA Linth mit dem ersten Teil des CCS-Prozesses beschäftigt, also mit der CO2-Abscheidung am Standort in Niederurnen, deren technischer Machbarkeit sowie den Kosten, befassen sich die Projektpartner VBSA und ETH mit Fragen zur Logistik, Nutzung und Lagerung. Darüber hinaus klärt der VBSA auch die politischen Voraussetzungen ab, weil die Umsetzung von CCS eine nationale Strategie voraussetzt. Auch müssen auf internationaler Ebene regulatorische Rahmenbedingungen für die CO2-Speicherung geschaffen werden.
kenova und CCS-Verfahren
Nicht nur in Linth, sondern auch in Zuchwil entsteht derzeit eine neue KVA. Die kenova hat deshalb unter Berücksichtigung erster Erkenntnisse aus der Pilotstudie Linth die Machbarkeit einer eigenen CCS-Anlage am Standort Zuchwil prüfen lassen. Die Studienmacher und Studienmacherinnen kommen darin zum Schluss, dass das CO2-Abscheidungsverfahren derzeit noch zu viele Fragen offenlässt, dass eine spätere Nachrüstung aber technisch möglich ist. Der grosse Platzbedarf einer solchen Anlage bedingt aber eine Zonenplanänderung (Gestaltungsplan), um die notwendigen Baufelder freizuspielen. Dazu kommt, dass eine CCS-Anlage erhebliche Investitions- und Betriebskosten verursacht, die den Annahmepreis des Abfalls nach heutigem Wissenstand massiv von heute 125 Franken/Tonne auf rund 375 Franken/Tonne erhöhen würde. Ohne politische Rahmenbedingungen, die diese Investitions- und Entsorgungsunsicherheiten abfedern, ist eine CCS-Anlage aktuell weder betriebswirtschaftlich noch gegenüber den Eigentümern der kenova verantwortbar. Dazu kommen offene Punkte zum CCS-Verfahren an und für sich, die zuerst geklärt werden müssen. Ohnehin macht nur eine branchenweite Lösung für Logistik und Endlagerung des verflüssigten CO2 Sinn. Die Versicherungsgesellschaft Swiss Re spricht sogar von der Notwendigkeit, für die CO2-Abscheidung einen völlig neuen Industriesektor aufzubauen. Erst wenn eine nationale Strategie vorliegt mit entsprechenden Anreizen, die auch die Finanzierung der entstehenden Zusatzkosten regelt, ist am Standort Zuchwil eine direkte Abscheidung von CO2 aus der Kehrichtverwertung realisierbar. Für diese Zeit ist die kenova gewappnet, weil sie heute bereits die Gewissheit hat, dass sich am Standort des KVA-Neubaus eine solche Ablage realisieren lässt.
Weiterführende Links
Wie funktioniert CCS?